So wichtig, dass Zeitungen schrieben, es spiele nicht Deutschland bei der WM, sondern Kahn-Land. Das Kraftpaket im deutschen Tor begeisterte mit seinen Paraden.
Vor allem Dank seiner Leistung kam Deutschland unerwartet ins Finale. Sogar die Fans in Japan und Korea bewunderten den 33-Jährigen.
Vielleicht war es bloßer Respekt. Sie gaben ihm den Namen: "Der Torwart, der nie lächelt." Nie zuvor besaß ein deutscher Spieler eine ähnlich exponierte Stellung bei einer WM.
Kahn selbst sagt dazu nur: "Die Medien versuchen immer, eine Person besonders niederzumachen oder besonders herauszustellen."
Oliver Kahn, der Ehrgeizige, hat beides erlebt: Welttorhüter der Jahre 1999 und 2002, 2001 Champions-League- und Weltpokalsieger mit dem FC Bayern München, deutscher Meister, DFB-Pokalsieger.
Und eben WM-Zweiter im Jahr 2002 - die 0:2-Niederlage im Finale gegen Brasilien hatte er durch Fehler mitverschuldet.
Ähnlich bitter war die Niederlage 1999 im Champions League-Finale in Barcelona, als der FC Bayern München in der Nachspielzeit gegen Manchester United unterlag.
Kahn hat auch den Spott erlebt von Zuschauern und Medien, die ihn als verbissenes Monster oder Gorilla titulierten, weil er es mit Ehrgeiz und Einsatz gelegentlich übertrieb, überhart in Zweikämpfe ging und seine Abwehr anbrüllte wie ein Irrer.
Die gegnerischen Fans warfen ihm kistenweise Bananen in den Strafraum, um ihn zu ärgern. Kahn sagt: "So was motiviert mich."
Und: "Ich habe natürlich Ängste. Der Grad zwischen Versager und Held ist nirgendwo schmaler als beim Torwart. Früher hat mich das extrem belastet. Heute suche ich das geradezu. Ich nutze die Angst. Wer Angst hat, ist wach und konzentriert."
Kahn, der aus einer Fußballerfamilie kommt, das Abitur machte und ein Fernstudium in Betriebswirtschaft begann, wechselte 1994 für die damalige Torwart-Rekordsumme von fünf MIllionen DM vom Karlsruher SC zum FC Bayern München.
Anfang 2002 dann der Imagewechsel: Er trug die Haare kürzer, ließ sich Koteletten wachsen, versuchte, seine Aggression auf dem Feld in den Griff zu bekommen.
Seine Auftritte bei Pressekonferenzen sind mit Regierungserklärungen verglichen worden.
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